Mit dem Seekajak an der Ostsee paddeln:
Ich - See - Meer
Begleite uns in diesem Sommer mit dem Seekajak die deutsche Ostseeküste entlang. Wir starten in Flensburg und enden auf Usedom. Fast 1.000 Kilometer werden wir paddelnd zurück legen. Ein - mit Abstand - unvergessliches Erlebnis.
Wir finden hier mindestens 1.001 Möglichkeit der Natur hautnah zu begegnen. Sei es einfach, weil wir den ganzen Tag draußen sind, frische Meeresluft atmen oder der würzige Geruch der Strandkiefern zu uns herüberweht.
Sei es, weil unser Kajak von sanften Wellen geschaukelt wird oder wir uns bei kräftigerem Wind etwas mehr ins Zeug legen müssen.
Sei es, weil es unterwegs so viele verschiedene Küstenformen gibt, die jede auf ihre Art einzigartig ist.
Sei es, weil hier seltene Tier- und Pflanzenarten beheimatet sind, die wir aus nächster Nähe beobachten können. Vor allem auf unserem letzten Tourenabschnitt, den wir Dir heute vorstellen. Hier bist Du der heimliche Beobachter, der still und leise die Peene entlang paddelt und dabei ins Wohnzimmer von Bibern und Fischottern schaut. Das Abenteuer Flusslandschaft beginnt genau hier. Steigst Du ein?
10. Etappe von Stralsund nach Usedom: Unberührter Bodden, idyllische Fischerdörfchen und
der "Amazonas des Nordens"
Wir halten uns von Stralsund aus südlich und paddeln jetzt in Richtung Greifswald, unser letzter größerer Paddelabschnitt bis nach Usedom beginnt.
Südlich von Stahlbrode umfahren wir Riems, dass sich wie eine Kralle ins Meer hineinstreckt. Weiter geht es um die Insel Koos (nicht zu verwechseln mit der fast genauso geschriebenen griechischen Insel), einem Naturschutzgebiet und Europäisches Vogelschutzgebiet mit Salzwiesen und das Wampener Riff. Koos ist die größte Insel im Greifswalder Bodden und für die Öffentlichkeit gesperrt. Von hier aus sind es nur noch wenige Kilometer bis nach Greifswald.
Weiter geht es Richtung Lubmin, dessen Stadtwappen neben einer Sonne und einem Fisch auch eine Kiefer zeigt – malerische Kiefernwälder an der Küste verströmen den typisch würzigen Geruch. Nach wenigen Kilometern erreichen wir das heute stillgelegte Kernkraftwerk Lubmin. Hinter der nächsten größeren Landzuge erreichen wir die Peenemündung und damit die Insel Usedom. Würden wir weiter gen Osten paddeln und das Landschaftsschutzgebiet Peenemünder Haken, Struck und Ruden in der Pommerschen Bucht umfahren, könnten wir das turbulente Strandleben in den Seebädern wie Karlshagen, Zinnowitz, Ückeritz oder in den drei sogenannten Kaiserbädern Bansin, Heringsdorf und Ahlbeck erleben, die zweifelsohne zu den Magneten auf Deutschlands zweitgrößter Insel gehören.
Wir aber drehen der offenen Ostsee nun den Rücken zu und befahren die, im wahrsten Sinne des Wortes, Kehrseite des Strandtrubels: Die Peene flussaufwärts bis nach Usedom-Stadt. Viele Landspitzen und Seitenarme, kleine Inseln und Halbinseln prägen den Fluss. Hinter jeder Biegung wartet ein neues kleines Naturwunder auf uns.
Aufgrund seiner zahlreichen Nebenarme und Torfstiche und den urwaldähnlichen, üppigen Uferzonen wird die Peene auch als "Amazonas des Nordens" bezeichnet. Deutlich mehr Paddler als auf der Ostsee sind sind hier unterwegs. Das riesige Angebot an Wildnis überrascht uns. Kaum ein Fluss in Deutschland hat so viel wilde Naturlandschaft, so viele umgebende Stillgewässer, aber auch Moor- und Bruchlandschaften anzubieten wie die Peene. Hier finden wir Wasserwanderer alles, was unser Herz begehrt: Stille, seltene Tier- und Pflanzenarten, viele kleine sympathische Örtchen mit reetgedeckten Häusern.
In Peenemünde erkennen wir vom Boot aus das heute Historisch-Technische Museum. Am Krösliner See vorbei passieren wir den Großen Wotig, eines der letzten Naturschutzgebiete, dem wir auf unserer Tour begegnen. An Hollendorf und der Insel Kleiner Wotig vorbei, erreichen wir schließlich Wolgast, das „Tor zu Usedom". Das schmucke kleine Städtchen mit historischer Altstadt und gemütlichem Hafen ist vor allem wegen seiner Klappbrücke bekannt, die das Festland mit Usedom verbindet. Südlich paddeln wir jetzt an Lassan, einer der kleinsten Städte Deutschlands vorbei. Wenige Kilometer später erreichen wir das endgültige Ziel unserer Ostseereise: Usedom-Stadt.
Hier endet unsere Reise mit dem Seekajak. Zehn Wochen lang waren wir unterwegs. Fast 1.000 Kilometer Seeweg auf der Ostsee liegen hinter uns. Ein wunderbares Abenteuer geht zu Ende. Wir nehmen viele Eindrücke und schöne Erinnerungen an eine - mit Abstand - einzigartige Paddeltour mit. Wir sagen: Ahoi Ostsee! Schön war's und hoffentlich auf bald!
Greifswald: Greifswald, die Geburtsstadt von Caspar David Friedrich, gehört mit seiner einzigartigen Lage an der Mündung des Flusses Ryck in den Greifswalder Bodden und zwischen den beiden Inseln Rügen und Usedom zu einer der schönsten Städte an der Ostsee. Liebhabern der norddeutschen Backsteingotik geht beim Anblick der historischen Giebelhäuser am Marktplatz oder verschiedener Stadtkirchen wie St.-Marien, St.-Jakobi oder des Doms St.-Nikolai das Herz auf. Auch das heute nur noch als Ruine erhaltene Kloster Eldena lohnt einen Besuch. Und wer hätte gedacht, dass Greifswald eine der ältesten Universitäten der Welt besitzt? Das Universitätsgebäude ist nicht nur eine begehrte Sehenswürdigkeit, sondern lockt auch durch sein studentisches Flair viele Besucher an.
Kernkraftwerk Lubmin: In den 1960-er Jahren erbaut, war es das größere der beiden betriebenen Kernkraftwerke der DDR. Ab den 1990er-Jahren wurde es stufenweise zurückgebaut. Heute landet hier die Erdgas-Pipeline Nord Stream aus Russland. Seit 2008 fließt Gas aus Russland unter der Ostsee hindurch nach Deutschland. Momentan werden hier noch zwei weitere Stränge, mit Namen „Nord Stream 2“ gebaut.
Historisch-Technisches Museum Peenemünde: Hier befanden sich im 2. Weltkrieg die Versuchsanstalten Peenemünde, die damals das größte militärische Forschungszentrum in Europa waren. Hier arbeiteten bis zu 12.000 Menschen an neuartigen Waffensystemen, wie z.B. den ersten Großraketen.